Textilreinigung - Was heißt das eigentlich?

Die moderne Textilreinigung hat heute mehrere Möglichkeiten textile Materialien zu bearbeiten. Da ist zum einen das chemische Reinigungsverfahren, in dem die Kleidung bzw. Gardinen etc. in einem Lösemittel "gewaschen" werden. Dies ist vor allem bei sehr empfindlichen Materialien sinnvoll die zum Quellen neigen oder wo sich die Faser oder die Bindung in Wasser lösen. Auch bestimmte Farbstoffe sind wasserlöslich und können deshalb nicht in Wasser bearbeitet werden.

Bei einem anderen Verfahren, der Nassreinigung,  wird Wasser verwendet. Jedoch wird über bestimmte Zusätze im Waschprozess ein Quellen der Fasern vermindert, so dass auch eigentlich nur chemisch zu reinigende Materialien nun in Wasser zu bearbeiten sind. Hier ist jedoch regelmäßig sehr viel Sachverstand gefragt, da dies von den meisten Herstellern noch nicht als Pflegemöglichkeit vorgesehen ist und man hierbei ein etwas höheres Risiko hat, als bei der chemischen Reinigung.

Das dritte Verfahren, dass auch jeder Endverbraucher kennt, ist das reine Waschverfahren. Hier wird gerade darauf gesetzt, dass die Faser quillt, denn so können Schmutzpartikel aus der Faser durch Öffnung der Faser und Reibung der Materialien aufeinander ausgeschwemmt werden. Dies ist jedoch hauptsächlich für robuste Stoffe mit hohen Baumwollanteilen geeignet.

Beim letzten Reinigungsverfahren, der Handbearbeitung ist das Material entweder so empfindlich, dass eine maschinelle Reinigung nicht möglich ist, oder das zu bearbeitende Stück lässt sich ganz einfach nicht maschinell bearbeiten. Hier sind z.B. große Stofftieren oder Koffer und ähnliches zu nennen.

Im folgenden wollen die die einzelnen Reinigungsverfahren mal näher betrachten:

Die chemische Reinigung

Hier wird als Alternative zu Wasser ein Lösemittel verwendet, um die Textilien zu durchspülen und den Schmutz dabei zu lösen und abzutragen. Das Verfahren funktioniert so:

Es wird zuerst nach Farben sortiert (dunkel, mittel, hell und rot). Die zu reinigenden Textilien werden dann in die Reinigungsmaschine gegeben. Diese wirkt von Außen wie eine überdimensional große Waschmaschine.
Nun wird aus einem Tank ein Lösemittel, Kohlenwasserstofflösemittel (KWL) oder Perchlorethylen (PER), in die Trommel gepumpt. Die Textilien werden dann in diesem Bad bewegt wie bei der Wäsche in der heimischen Waschmaschine. Hier wird je nach Ware noch ein Reinigungsverstärker beigegeben, der bestimmte Verschmutzungen besser binden kann, als das Lösemittel dies könnte.
Die Ware wird nach dem Bad leicht angeschleudert, damit das verschmutzte Lösemittel herausgeschleudert wird. Dieses wird dann in die Destillation gepumpt.
Im nächsten Bad wird nun wieder sauberes Lösemittel in die Trommel gepumpt und die Textilien in diesem klargespült. Im Anschluss wird das Lösemittel abgepumpt und die Textilien abgeschleudert.
Direkt im Anschluss werden die Kleidungsstückes und sonstigen Materialien dann so lange schonend getrocknet, bis ein geeichtes Messgerät feststellt, dass die Restkonzentration in der Umluft so gering ist, dass man die Ware bedenkenlos entnehmen kann.
Das Lösemittel aus der Vorwäsche, welches in die Destillation gepumpt wurde, wird destilliert und dann wieder in den Reintank gepumpt. In der Destillation verbleibt nur der eigentliche Schmutz und verschwindend geringe Restmengen des Lösemittels. Insofern fällt in diesem Verfahren als Abfall nur der Schmutz an, der in der Destillation verbleibt. Das Lösemittel selbst kann immer wieder verwendet werden.
Die Entsorgung erfolgt dann über einen qualifizierten Entsorger. Letztlich wird der Destillationsabfall dann im einem Heizkraftwerk mit anderem Restmüll verbrannt (Nur bei KWL möglich).

Die Nassreinigung

Bei der Nassreinigung wird Wasser zum Durchspülen der Textilien verwendet, jedoch sollen Zusätze verhindern, dass die Fasern quellen können und durch zu viel Mechanik eine Krumpfung des Materials erfolgt. Hier ist das Verfahren wie folgt:

Die Textilien werden in die Nassreinigungsmaschine gegeben, die erst mal ähnlich aussieht wie eine größere heimische Waschmaschine. Vorher sollten jedoch verschieden Tests erfolgen, ob die Farbstoffe wasser- bzw. seifenbeständig sind. auch sollte man auf Klebungen und sonstige Applikationen achten, um keine unangenehmen Überraschungen zu erleben.
Die Kleidung bzw. Stoffe werden vorher nach Farben und nach Materialien sortiert. Trotz der geringen Mechanik im Verfahren könnten sonst Farbabklatschungen und Faserüberträge erfolgen.
In die Trommel wird nun je nach Warenart eine sehr geringe Menge Wasser und Reinigungslösung eingespült. Wichtig ist hier, dass nicht zuviel reines Wasser vorhanden ist, welches in der Ware zur Faserquellung führen könnte. Die genau dosierte Menge Wasser und Reinigungslösung mit Quellschutz benetzt nun die Textilien in der Maschine. Um dies verlässlich für jeden Reinigungsvorgang zu steuern, wird ein von der Maschine angesteuertes Pumpensystem verwendet, dass immer nur genau die Menge an Mitteln einsetzt, die erforderlich sind.
Zur Vermeidung von Faserverschiebungen, Maßveränderungen oder Pillingbildung, wird nur sehr wenig Mechanik beim Waschen eingesetzt.
Die Reinigungslösung ist pH-Neutral oder sogar leicht sauer eingestellt, um die Farbstoffe zu schützen und kein Ausbluten der Ware zu riskieren. Auch das anschließende Spülen der Textilien erfolgt bei geringer Wassermenge, wenig Mechanik und dem Zusatz eines Mittels zum Verhindern von Faserquellung. Ferner kann hier auch ein Faserschutz eingegeben werden, der die Fasern beweglich hält und beim Bügeln eine bessere Glättung des Stoffes ermöglicht.
Dieses Verfahren ist vor allem immer dann geeignet, wenn wasserlösliche Verschmutzungen in größerem Umfang vorhanden sind oder Schweiß und Körpergerüche im chemischen Verfahren nicht mehr hinreichend entfernbar sind.

Die Maschinenwäsche

Hier handelt es sich um das allseits bekannte Waschverfahren, bei dem mittels Wasser, einem Waschmittel und unterschiedlich starker Faserquellung ein Reinigungseffekt erzielt werden soll. Das grundsätzlich bekannte Waschverfahren funktioniert wie folgt:

Die Textilien werden auf Waschbarkeit überprüft (Pflegesymbol Waschbottich) und in die Trommel eingegeben. Die Sortierung der Textilien erfolgt nach Farben und Material. Die Temperatur wird vom Kleidungsstück mit der geringsten Waschtemperatur bestimmt. Es sollten nur Materialien ähnlicher Art miteinander gewaschen werden. So sollten feine Gewebe nicht mit raueren Materialien zusammen gewaschen werden, um ein Aufrauen der Oberflächen zu vermeiden. Auch Klettverschlüsse sollten entweder abgedeckt werden oder nur mit robusten Geweben gewaschen werden.
Das Waschverfahren selbst teilt sich in die Vorwäsche (falls erforderlich), die Hauptwäsche und die Spülgänge.
Im Waschverfahren selbst sollen die Fasern quellen und die Verschmutzungen durch Reibung in die Flotte abgeben. Das Waschmittel bindet die Schmutzstoffe und beim Ablassen und Schleudern wird der Schmutz in der Flotte dann weggespült. Die Spülgänge schließlich entfernen dann die verbliebenen löslichen Schmutzpartikel und das überschüssige Waschmittel.
Nach dem Schleudern der Ware kann dann, je nach Material eine Trocknung im Tumbler oder hängend erfolgen.

Die Handbearbeitung

Wenn kein maschinelles Verfahren möglich ist, bleibt als letztes Mittel nur die Handbearbeitung, die meist sehr mitarbeiterintensiv ist  und nur mit viel Sachverstand ausgeführt werden sollte:

Hier sind einfach zu viele Möglichkeiten gegeben, um ein generelles Vorgehen zu beschreiben. Je nach Material wird hier mit dem Schwamm, der Bürste oder einem Sprühextraktionsgerät gearbeitet.
Die einzusetzenden Reinigungsmittel müssen hinsichtlich Farbechtheiten, Faserquellneigung und Feinheit ausgewählt werden. Ferner ist natürlich die Verschmutzungsart entscheidend, wenn es um das richtige Reinigungs- bzw. Lösemittel für die Bearbeitung geht. Gerade hier muss der Bearbeiter sehr erfahren sein, um die Materialien und Verschmutzungen richtig einzuschätzen und Schäden durch zu viel Mechanik, das falsche Reinigungsmittel oder eine zu lange Wassereinwirkung (Faserquellung) zu vermeiden. Hier kann man von der Königsdisziplin im Bereich der Textilreinigung sprechen.